Haydn: Harmoniemesse
Beethoven: Pastorale
[Contenu en allemand]
Haydn - Harmoniemesse
Ensembles
Balthasar Neumann Choir and soloists
Balthasar Neumann Ensemble
Direction
Thomas Hengelbrock
Eine Messe oder Sinfonie zu komponieren, gehörte für einen Komponisten am Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert gewissermaßen zum kompositorischen Pflichtprogramm. Es gibt jedoch wohl kaum Komponisten, die diese traditionellen Gattungen so stark geprägt und weiterentwickelt haben, wie Haydn und Beethoven. Die Werke des heutigen Abends sind herausragende Beispiele dieser intensiven und sehr persönlichen Auseinandersetzung zwischen dem Weitertragen der gefestigten Traditionen und dem Einschlagen neuer Wege.
Die oft überschwängliche Fröhlichkeit seiner Messen wurde Haydn von seinen Zeitgenossen häufig als zu oberflächlich und wenig andächtig vorgehalten. Haydn begegnete dieser Kritik unbekümmert mit einer entwaffnenden Ehrlichkeit: „Ich weiß es nicht anders zu machen. Wie ichs habe, so geb’ ichs. (…) Und da mir Gott ein fröhliches Herz gegeben hat, so wird er mir’s schon verzeihen, wenn ich ihm fröhlich diene“.
Die Harmoniemesse ist nicht nur Haydns letzte Messe sondern überhaupt die letzte größere Komposition des 70jährigen Komponisten. Das Werk ist frei von jeglicher Routine, voller Phantasie und getragen von einem unbedingten Willen auch im hohen Alter immer noch neue Ausdruckswege beschreiten zu wollen. Verblüffend neu erscheint etwa das Benedictus. Haydn vertont es nicht als ergreifenden, langsamen Satz für Solostimmen, wie man es so häufig in Messen der Zeit findet. Nein, Haydn macht daraus einen aufgeregten, fröhlich-bebenden, schnellen Chorsatz.
Von ganz anderem Ausdruck und höchster Intensität ist dagegen das ausgedehnte eröffnende Kyrie, dessen chromatische Wendungen die Hoffnung auf eine positive Antwort auf das von Chor und Solisten vorgetragene „Herr erbarme dich“ immer wieder zu untergraben scheinen. Gerade die Harmonik lässt mit ihren häufigen Dissonanzen, chromatischen Wendungen und kühnen Modulationen bereits eine in die Romantik weisende Färbung aufscheinen.
Beethoven - Sinfonie Nr. 6
Pastoral
John Hamilton Mortimer - Artvee
Das Neue an der Beethovens sechster Sinfonie sind konkrete programmatische Hinweise, mit denen er die einzelnen Sätzen überschrieben hat. Außerdem erweiterte er die charakteristischen vier Sätze der Sinfonie um einen zusätzlichen fünften Satz.
Der Ton des Werks ist Idylle pur, eine friedliche Geborgenheit durchzieht, mit Ausnahme des kurzen aber heftigen Gewittersatzes, das ganze Stück. Trotz der deutlich tonmalerischen Elemente wie das Rauschen des Baches oder das Zwitschern der Vögel geht es Beethoven nicht um eine oberflächliche Nachahmung von Naturlauten, er möchte vielmehr im Hörer Eindrücke und Gefühle hervorrufen, wie sie beim Aufenthalt in der Natur erlebbar sind, daher auch der in der Partitur stehende Zusatz „Mehr Ausdruck der Empfindung als Mahlerey“.
Für Beethoven persönlich war die Natur ständige Inspiration und tiefe Erholung vom anstrengenden Wiener Stadtleben. Eine Notiz in einem Skizzenbuch, die die Vorzüge des Landlebens zu Papier brachte, gipfelt in der Formulierung: „Ist es doch, als ob jeder Baum zu mir spräche auf dem Lande: heilig, heilig.“
Program note
Pastoral scene with tree
George Knapton - Artvee
Dies eröffnet eine weitere direkte Verbindung zwischen den beiden Werken des Abends. Denn nicht nur in der Messe geht es um spirituelle Themen. Seit Beethoven kann auch eine Sinfonie zu einem Preislied der Natur, der Schöpfung und des Schöpfers werden. Freilich spiegelt sich hier auch eine Kritik an der institutionalisierten Kirche, für die Beethoven nie viel übrig hatte. Denn wer in der Natur eine direkte Verbindung zum Göttlichen sieht, benötigt keine Vermittlung mehr durch die offizielle Kirche.
Die Frage, ob man eine Sinfonie zusammen mit einer Messe im Konzertsaal überhaupt aufführen darf, wird dadurch eigentlich hinfällig, vielmehr erscheint eine solche Kombination überzeugend plausibel. Zu Lebzeiten von Haydn und Beethoven war das keinesfalls selbstverständlich. Doch auch hier war es kein Geringerer als Ludwig van Beethoven, der dieser Trennung von Kirchenraum und Konzertsaal demonstrativ aufhob. Am 22. Dezember 1808 veranstaltete er bei eisiger Kälte im Theater an der Wien ein legendäres Mammutkonzert, in dem nicht nur seine fünfte und sechste Sinfonie sowie die Chorfantasie op. 80 uraufgeführt wurden, sondern auch drei Sätze aus der wunderbaren C-Dur Messe op. 86 erklangen.
Schließlich sei noch auf eine schöne musikalische Parallele aufmerksam gemacht. Es sind vor allem die Bläser des Orchesters, die in beiden Werken ein besonders Gewicht bekommen. Bei Haydn stecken sie schon im Beinamen der Messe. „Harmonie“ bezeichnet nämlich das Ensemble aus Holz-und Blechbläsern, die in der Messe für damalige Verhältnisse in ungewöhnlich großer Besetzung spielten. Haydn hatte dadurch viel größere Möglichkeiten in der Messe raffinierte Klangfarben einzusetzen. Auch in der Pastorale spielen die Bläser eine hervorgehobene Rolle, sie treten immer wieder exponiert mit zahlreichen Soli aus dem Gesamtklang des Orchesters hervor.
Das Programm ist demnach wie geschaffen für die historischen Blasinstrumente des Balthasar-Neumann-Ensembles und das Publikum kann sich freuen, die beiden bekannten Werke in neuen Klangfarben zu erleben.
Performance practice
Haydn: Harmoniemesse
solo SATB / choir SATB / 2.2.2.2. / 2.2.2.0. / timpani / strings
Beethoven: Sinfonie Nr. 6 "Pastorale"
3.2.2.2. / 2.2.2.0. / timpani / strings
Number of musicians
Choir 10-8-8-8;
Strings 10-9-6-5-3;
Woodwinds 9 (piccolo only in Beethoven);
Brass 6;
Percussion: 1 timpani
Diapason
430 Hz
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